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  • Lynn Blattmann

Wie wir zuckersüchtig wurden


Unser Körper braucht keinen raffinierten Zucker um gesund zu sein, im Gegenteil: Er verträgt ihn nur schlecht. Dennoch wird Zuckerrohr für die Gewinnung von Zucker heute auf 26 Millionen Hektar Land weltweit angebaut. Zucker ist nicht nur ein Milliardengeschäft, Die Ernte beschert uns eine der grössten Gesundheitskrisen der Menschheit: Fettleibigkeit und die damit einhergehenden meist tödlich endenden Krankheiten. Immer mehr Menschen sind übergewichtig, Fettlebern, Herz-Kreislaufkrankheiten und Diabetes sind nicht nur zur Herausforderung für unser Gesundheitssystem geworden, sie versprechen auch in Zukunft satte Gewinne für die Gesundheitsindustrie.

Wie kam es so weit?

Menschen mögen Süsses. Das ist genetisch so eingerichtet, weil in der Natur Süsses immer essbar ist. In der Natur kommt Zucker allerdings immer in Kombination mit Ballaststoffen vor. Diese tragen dazu bei, dass wir den Zucker besser vertragen.

Schon vor über zweieinhalb Tausend Jahren haben findige Menschen in Indien herausgefunden, dass man aus Zuckerrohr reine Sacharose gewinnen kann, den raffinierten Zucker.

Dieser reine Zucker spielte lange keine Rolle in der Wirtschaft oder Gesellschaft. Erst nach den Eroberungen wurde er teuer gehandelt und von wenigen vermögenden Menschen im Kaffee oder Tee oder an Festtagen genossen. Erst mit der Industrialisierung kam wirklich Bewegung in die Sache.

Nicht nur der Kaffee und der Tee verbreitete sich in alle Stände, sondern auch der Zucker.

Bild: Imago Tschanz Hofmann, Zuckerrohrplantage Jamaika ca. 1880

Der Zucker wurde im 19. Jahrhundert zum grossen und sicheren globalen Geschäft für den Norden, mit dem weissen Gold wurde im Norden viel Geld verdient. Damals war zwar der Rübenzucker schon erfunden, aber da die europäischen Felder für die Nahrungsmittelproduktion gebraucht wurden, wurde der Zucker im Süden mittels Sklaverei aus Zuckerrohr gewonnen und als billiges Süssungs- und Konservierungsmittel an die Menschen aller Schichten im Norden verkauft. Zucker und Sklaverei waren eng miteinander verbunden.

Zucker startet nach dem Zweiten Weltkrieg durch

So richtig krass für unsere Gesundheit wurde die Zuckersache nach dem Zweiten Weltkrieg, denn erst dann begann der Zuckerkonsum in derart ungesunde Höhen zu steigen. Vor 50 Jahren wurde pro Kopf noch etwa 28 Kg jährlich konsumiert, heute satte 42 Kg. Das sind mehr als 115 gr reiner Zucker pro Tag. Längst reicht Zuckerrohr nicht mehr als Rohprodukt für die Gewinnung von Zucker. Der Stoff wird heute ebenso aus Rüben oder Mais gewonnen um den aktuellen Welthunger nach Süssem zu stillen.

Noch mehr Gründe für die Gesundheitskrise durch Überzuckerung

Weil die Nahrungsmittelindustrie nach dem 2. Weltkrieg die Nahrungsmittel möglichst günstig herstellen wurde, wurden diese mit grossen Mengen an Zucker und Weissmehl gestreckt und aromatisiert. Ballaststoffe wurden aus den industriell hergestellten Lebensmittel weitgehend entfernt. Diese Entwicklung macht den Zucker für uns heute besonders schlecht verträglich, denn ohne Ballaststoffe wird die Zuckerverstoffwechselung im Körper erschwert. Darum leiden heute beispielsweise in England bereits 5 Millionen Menschen an Typ 2 Diabetes. Tendenz stark steigend.

Versteckter Zucker

Heute steckt bei weitem nicht nur in Süssem Zucker, Zucker findet sich unter verschiedensten Namen auch in Pizza, Würsten, Salatsauce und Ketchup, Brot und vielem mehr. Dies macht es besonders schwierig, den Zuckerkonsum zu reduzieren.

Fructose als vermeintlich gesunde Zuckeralternative

Längst wird auch nicht nur einfacher Speisezucker in unsere Lebensmittel gegeben, seit einigen Jahren wird vielen Lebensmitteln auch Fructose und andere Zuckerarten in grossen Mengen zugesetzt. Lesen Sie mal die Zutatenliste eines Suppenwürfels, Sie werden staunen was Sie für Zuckerarten darin finden.

Das Verrückte am Zucker ist, dass er Hungerattacken auslöst und zwar etwa zwei Stunden später. Es kann also sein, dass Übergewicht nicht so sehr ein Kalorienproblem ist, sondern eher ein Zuckerproblem.

Lightprodukte als Falle

Besonders viel Zucker steckt in Süssgetränken, darum wurden diese vor etwa 30 Jahren auch als künstlich gesüsste Variante angeboten. Dumm ist nur, dass der Blutzuckerspiegel nach einem Cola Zero ähnlich in die Höhe schiesst wie nach einem Coke mit Zucker drin und danach die befürchtete Hungerattacke ausgelöst wird.

Wir können nicht anders

Es ist zwar seit langem bekannt, dass das Übermass an Zucker das grösste Problem unserer Ernährung ist. Interessant ist aber, dass deswegen der Zuckerkonsum dennoch nicht stagniert, sondern weiter steigt. Ist die Menschheit also süchtig nach Zucker geworden?

Auswege

Vor vier Jahren wurde ein kleines Gerät erfunden, das man sich unter die Haus injizieren lassen muss und das dann direkt mit dem Handy kommuniziert und anzeigt, was nach dem Zucker- oder Stärkekonsum im Körper wirklich passiert.

Interessant ist nämlich der Umstand, dass Zucker nicht von allen Menschen gleich verstoffwechselt wird. Es scheint also tatsächlich Menschen zu geben, die die gegenwärtige Zuckerbombardierung bestens überstehen, die Mehrheit bekommt jedoch Probleme mit Übergewicht und mit anderen ernsten Krankheiten.

Die Französische Biochemikerin Jessie Inchauspé hat ein fabelhaftes leicht lesbares Buch darüber geschrieben, wie wir auf den Zuckerwahn reagieren können. Das Buch ist so gut und einleuchtend geschrieben, dass es sogar mich überzeugt hat.

Seit ich es gelesen habe, trinke ich vor jedem Essen ein Glas Wasser mit etwas Essig drin.

Das haben übrigens schon die römischen Legionäre vor 2000 Jahren getan.

Probieren Sie es mal aus. Sie werden staunen!

Und übrigens:

Zucker gibt es für Erwachsene auch in Form von Rum.

Schmeckt auch super und sollte ihren Zuckerspiegel in Ruhe lassen!




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