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  • Lynn Blattmann

Ausgerechnet Bananen


Die krummen Dinger aus dem Urwald haben einen durchzogenen Ruf und dennoch sind sie immer noch wahnsinnig beliebt bei uns. Bananen finden den Weg in unsere Mägen fast so oft wie Äpfel. Hier die Geschichte dazu.

Wo sie herkommt

Die Banane wächst als Frucht, als Gemüse oder als Textilpflanze. Die Vielfalt dieser Krautpflanze ist erstaunlich. Ursprünglich kommen Bananen aus Südostasien. Mit dem Gewürzhandel kamen die Stauden nach Europa, wo sie allerdings nur auf den kanarischen Inseln angebaut werden konnten. Denn Bananen lieben Sonne und Wärme und sie brauchen davon mehr als Europa zu bieten hat.

Von den kanarischen Inseln fanden die Bananenstauden der verschiedernen Sorten wohl auf dem Schiff eines Sklavenhändlers ihren Weg in die Karibik und nach Mittelamerika. Die Einheimischen erkannten den Nährwert der Kochbanane rasch, sie mochten auch die süssen Fruchtbananen und aus den Textilbananen fertigten sie widerstandsfähige Gewebe.

Lange bereicherten die Bananen nur den Speisezettel der lokalen Bevölkerung Mittelamerikas.

"Entdeckung" der Fruchtbanane

Eines Tages in den 1870er Jahren reiste der Amerikaner Minor Keith durch Mittelamerika. Es ist anzunehmen, dass er die süssen Fruchbananen sehr mochte. Er hatte die kühne Idee, die leichtverderblichen Früchte nach Amerika zu exportieren. Zusammen mit seinem Onkel investierte er in eine Eisenbahnstrecke und entlang der Schienen kaufte er Land für Bananenplantagen, damit die Früchte rasch an den Schiffshafen transportiert werden konnten. Allerdings waren die Schiffsverbindungen in die USA damals noch schlecht. Darum gelangten viele Bananen nicht mehr in geniessbarem Zustand in die USA. Diejenigen, die es allerdings bis in die Staaten schafften, fanden dort einen guten Absatz. So beschloss Keith auch in Schiffslinien zu investieren.

Beim Bananenhandel ging es zum ersten Mal so richtig grosskapitalistisch zu und her. Wichtig war auch das Tempo. Darum diente die Finanzierung nicht nur dem Fruchtanbau, sondern ebenso den Transportmitteln. Die Investoren fanden es am sichersten, wenn sie nicht nur den Anbau und den Handel der Früchte kontrollierten, sondern auch die Transportrouten, die Schiffslinien und den Verkauf.

Erste globalisierte Firmen

Ein Beispiel einer solchen Firma war die United Fruit Company, die später unter dem Namen Chiquita Brands Co. weltberühmt werden sollte. Neben diesen finanzstarken Imperien konnten kleinere Bananenhändler nicht bestehen. In kolonialistischer Manier wurden diese Firmen straff organisiert. Oben waren sie nur mit Ausländern (Amerikanern) besetzt, die den Anbau und den Transport eng kontrollierten und die Plantagenarbeiter brutal ausnutzten. Weil die Grossen die Preise diktierten, mussten sich die Arbeiterinnen und Arbeiter auf den Plantagen mit Hungerlöhnen zufrieden geben.

Die Fruchtbanane war für die Amerikaner finanziell so erfolgreich, dass in den folgenden Jahrzehnten ganz Mittelamerika zur Bananenproduktion eingespannt wurde. Dank der riesigen Investitionen der Bananenfirmen waren die gelben Früchte zum Hauptexportprodukt dieser Region geworden. Über die Bananenfirmen wurden auch die lokalen Regierungen kontrolliert und vorallem korrumpiert. Aus dem frühen zwanzigsten Jahrhunderts kommt daher der Ausdruck Bananenrepublik für ein Land, das hoch korrupt ist und nach den Anweisungen Amerikas tanzt. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg war ganz USA bananisiert, die Frucht war zum günstigen Alltagsobst der Massen geworden.

Der Monokulturanbau der Bananen brachte aber auch riesige Probleme mit sich.

Da Bananen viele Nährstoffe aus dem Boden saugen, wurden Unmengen an Dünger ausgebracht, dennoch mussten die Felder nach wenigen Jahren an neue Orte verlegt werden, was den Landbedarf der Bananenproduktion weiter erhöhte. Ausserdem wurden die Bananen immer anfälliger für Krankheiten. Unzimperlich wurde von den Fruit-Companies Spritzmittel ausgebracht, doch auch das half nichts. Die heikle Fruchtbanane litt immer stärker an Pilzen und anderen Krankheiten.

Eine neue Banane für den Norden

In den 1950er Jahren waren die exportfähigen Sorten so anfällig geworden, dass auf eine neue Sorte gesetzt wurde: Die Cavendish Banane. Diese neue Banane hatte allerdings einen Makel, nämlich eine sehr dünne Schale. Deswegen war sie extrem anfällig für Druckstellen. Sie konnte nicht mehr in Säcken transportiert werden. Für den sicheren Transport der neuen Sorte wurde eigens ein Transportbehälter erfunden, der in der Folge als Umzugskarton Weltruhm erreichte: Die Bananenschachtel.

In diesen Schachteln gelangten die Chiquitas bis nach Europa. Nach den Entbehrungen des Zweiten Weltkrieges war der Hunger nach Exotischem gross. Die Banane war saisonunabhängig, nahrhaft und eignete sich ebenso als Essen für Magenkranke als auch für Kleinkinder oder Alte mit schlechten Zähnen. Die Menschen waren ganz verrückt nach dem Bananenaroma. In der Schweiz erfand man für den krummen Schlauchapfel das Riz Casimir, den Banana-Split und die in Butter gebratene Banane zum Dessert.

Die Umwelt- und Drittweltbewegung deckte in den 70er und 80er Jahren das Unrecht der Bananenproduktion auf, die Grünen legten den Finger auf den Pestizideinsatz beim Anbau, aber nichts half. Bananen blieben beliebt. Noch heute werden Kleinkinder kaum der Muttermilch entwachsen mit Bananen gefüttert, die Sportler mögen sie als Zwischenverpflegung und wenn wir Magenprobleme haben, essen wir alle am liebsten Bananen.

Fatale Auswirkungen auf die Landwirtschaft

So gesund die Banane für den Magen ist, so fatal war und ist sie für die Landwirtschaft in Mittelamerika. Wegen dem enormen Landhunger der Bananenmultis konnten sich kleinbäuerliche Betriebe kaum am Leben halten, die Monokultur und Rodungen hatten die Böden ausgelaugt und es ist auch heute noch so, dass schwer bekämpfbare Krankheiten die Bananen-Ernten bedrohen. Davon sind allerdings nicht nur die Fruchtbananen betroffen, sondern auch die Kochbananen. Diese werden zwar bei uns kaum gegessen, aber für die Bevölkerung in subtropischen und tropischen Gebieten sind sie oft ein Grundnahrungsmittel und darum unabdingbar. Mit der Kochbanane können keine grossen Geschäfte gemacht werden, aber es leben Millionen Menschen von ihr. Das Anbaugebiet der Kochbananen beträgt 5.7 Millionen Hektar und es verteilt sich von Mittel- und Südamerika über Afrika bis nach Asien.

Der Ausbau des Kochbananenanbaus, oder Krankheiten und Monokultur könnten die Kochbanane verdrängen und die Lebensgrundlage vieler Menschen zerstören. Seien wir also sorgfältig mit den Bananen bei uns, wo sie eher Dessert sind. Am besten, wir essen wieder etwas mehr Äpfel.


Hier geht es zum Video über die Bananen


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