Es ist nicht das Werkzeug, das uns zum Menschen macht, auch Raben, Schimpansen Papageientaucher, Kakadus und andere Tiere sind geschickt, wenn es darum geht Werkzeuge zu basteln und diese einzusetzen um an Futter zu kommen. Aber nachdem wir Menschen schliesslich herausgefunden haben wie man das Feuer kontrolliert, konnten wir uns definitiv über die Tiere stellen.
Feuer kann uns nicht nur warmhalten, es hilft auch bei der Nahrungsmittelzubereitung. Durch das Backen, Kochen, Braten, Dämpfen oder Dünsten kann ein schlecht verdaulicher Getreidebrei nicht nur leichter durch unsere Eingeweide passieren, er schmeckt auch besser. Auch Fleisch wird durch verschiedene Koch- und Brattechniken erst richtig gut verdaulich und deutlich schmackhafter als im Rohzustand.
Seither hat die Menschheit technologisch immense Fortschritte gemacht. Wir haben die Eisenbahn und das Telegramm erfunden, seit fast 60 Jahren können wir ins All fliegen, wir haben das Internet und bauen heute sogar an Block-Chains. Und doch kocht auch heute noch ein grosser Teil der Menschheit mit Feuer, auch ausserhalb Indiens und Afrikas.
Ende Feuer in der Küche, neu kommt der Gartengrill
Selbst in der Schweiz ist das Feuer erst nach dem Zweiten Weltkrieg aus den meisten Küchen verschwunden. An einigen Orten hat es als Gasherd noch etwas weitergeflackert, aber in den meisten Haushalten wurde das Kochen mittlerweile elektrifiziert. In modernen Wohnungen ist heute der Induktionsherd Standard, der kann nicht einmal mehr glühend heiss werden.
Das Kochen und das Feuer wurden also fast völlig entkoppelt.
Interessanterweise ist etwa zur gleichen Zeit als die meisten Küchen elektrifiziert wurden, der Grill aufgekommen. Wenigstens im Sommer brät heute also Familie Meier wie Familie Feuerstein damals ihr Stück Fleisch noch immer unter freiem Himmel am offenen Feuer. Also genau genommen hat Herr Meier diese Arbeit übernommen. Der Grill war nämlich von Anfang an Männersache. Daran hat sich auch in den letzten 60 Jahren seit dem Aufkommen des Gartengrills wenig geändert. Dies ungeachtet der Tatsache, dass vorher jahrtausendelang fast ausschliesslich die Frauen am Feuer hantiert und das Essen zubereitet hatten. Plötzlich standen die Männer am Grill und taten so als hätten sie das blutige Steak in der Prärie gejagt und nicht an der Fleischtheke bei Migros gekauft.
Der Feuerring: Kochen wie vor 10'000 Jahren
Vor einigen Jahren hat sich im Edelsegment wieder ein neuer Trend zum umfassenden Kochen mit Feuer etabliert. Der Eisenplastiker Andreas Reichlin hat einen Feuerring als Skulptur und Kochstelle konzipiert, auf der man nicht nur Fleisch braten, sondern ganze Menüs kochen kann. Damit kommt das Kochen wieder zu seinen historischen Wurzeln. Wenn auch viele Feuerringbesitzer auf ihren Kochskulpturen hauptsächlich Würste oder Steaks grillen, experimentieren einige mit komplizierten Gangfolgen und entdecken die archaischste Form der Speisezubereitung neu. Das fasziniert nicht nur ambitionierte Köche und sehr gute Köchinnen, sondern besonders auch die Gäste, für die das Essen mit und am Feuer zu einem besonderen Erlebnis wird.
Während die Gartengrills technisch immer ausgeklügelter werden und sich auch dort ein Trend hin zum feuerlosen Grillen abzeichnet, soll mit dem Feuerring nur mit Feuer und fast ohne Schnickschnack gebacken, gebraten und gekocht werden.
Seit einigen Tagen steht ein solcher Feuerring in unserem Garten. Ich werde mir voraussichtlich daran nicht nur die Finger verbrennen und werde erfahren, dass es nicht ganz einfach ist, das Feuer richtig gut zu kontrollieren. Aber hey, wir Frauen haben jahrtausendelang mit Feuer gekocht, es kann doch nicht sein, dass wir das mittlerweile so gründlich vergessen haben, dass alles anbrennt, oder noch halb roh verzehrt werden muss.
Ich will es also wissen. Als erstes möchte ich auf dem Feuerring selbst gemachte Hamburger vom Ostschweizer Weiderind braten, dazu im Feuerring gebackene Sauerteigbrötchen belegt mit gebratenem Gemüse und Salat.
Wenn das klappt, gibt es als zweites gebratener Kalmar auf Kräutercouscous mit verschiedenem Gemüse. Zum Dessert Crêpes mit frischen Ananas und Honig, natürlich auch auf dem Feuerring gemacht.
Mehr dazu in einem der nächsten Beiträge des historischen Foodblogs well-off.ch.
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